ChatGPT für Unternehmen: Was ist dran an dieser Künstlichen Intelligenz?
Veröffentlicht: 2023-04-12Alle Welt spricht derzeit über ChatGPT. Dem leistungsstarken Chatbot, der auf Technologien zur Verarbeitung natürlicher Sprache und Kunstlicher Intelligenz (KI) basiert und nach Meinung vieler Experten das Zeug zu einem echten „Game Changer“ haben konnte.
Das Sprachmodell des US-Entwicklers OpenAI aus dem kalifornischen San Francisco wurde mit sehr großen Mengen an Texten und Daten trainiert, um die menschliche Kommunikation möglichst gut nachzuahmen, und zeigt dabei erstaunliche Ergebnisse.
In den ersten zwei Monaten nach seiner Offenlegung verzeichnete das kostenlose Tool weltweit mehr als 100 Millionen monatlich aktive Nutzer.
Damit ist ChatGPT die am schnellsten wachsende Verbraucheranwendung aller Zeiten. Zum Vergleich: TikTok brauchte neun Monate und Instagram ganze zweieinhalb Jahre, um diesen Meilenstein zu erreichen.
Was genau ist ChatGPT?
Wer den Chatbot selbst nach sich befragt, bekommt diese Antwort: „ ChatGPT ist ein von OpenAI entwickeltes KI-Sprachmodell, das in der Lage ist, auf der Grundlage von Eingaben menschenähnlichen Text zu erzeugen. Das Modell kann auf Fragen Antworten generieren, lange Texte zusammenfassen, Geschichten schreiben und vieles mehr. Es wird häufig in KI-Anwendungen eingesetzt, um eine menschliche Konversation mit Nutzern zu simulieren .“
Das bedeutet auch, dass wir uns mit einem Chatbot unterhalten können – ganz so, als wir mit unseren Nachbarn plaudern. Das Tool kann dabei so ziemlich jede Frage beantworten, medizinische Themen recherchieren, E-Mails verfassen und vieles mehr.
Warum bewegt ChatGPT so sehr die Gemüter? Weil der Durchschnittsbürger zum ersten Mal Zugang zu einem generativen KI-Programm hat, das scheinbar aus dem Nichts neue Inhalte wie Texte, Bilder und Audiodateien erschaffen kann.
Darüber hinaus kann es in kürzester Zeit Artikel, Aufsätze und Softwarecodes schreiben, die dem, was ein menschliches Pendant produzieren konnte, faszinierend, aber auch erschreckend nahekommen. Es ist kein Wunder, dass Unternehmen in der ganzen Welt nach Möglichkeiten suchen, ChatGPT in allen Bereichen einsetzen, von der Finanzabteilung und dem Personalwesen bis hin zu Marketing und Offentlichkeitsarbeit.
- Der Bot kennt 300 Milliarden Wörter, verteilt auf 95 verschiedene Sprachen.
- Er beherrscht ein Dutzend Programmiersprachen wie JavaScript, C++ oder SQL.
- Die meisten Aufrufe kommen derzeit aus den USA, Kanada, Indien und Japan.
- Das Sprachmodell umfasst 175 Milliarden Parameter, hat im Training 300 Milliarden Annaherungen absolviert und basiert auf mehreren Milliarden Trainingsbeispielen.
Angesichts der aktuellen Euphorie besteht allerdings die Gefahr, dass Unternehmen mit der Nutzung vorpreschen konnten, ohne die Möglichkeiten von ChatGPT vollstandig zu verstehen. Noch befindet sich die Technologie im Anfangsstadium und selbst der CEO von OpenAI, Sam Altman, raumt ein, dass die Entwicklung „ langsamer vorangehen wird, als wir alle denken “.
Nach einer aktuellen Befragung des BITKOM konnte KI zur Textgenerierung wie ChatGPT allerdings schon bald in vielen deutschen Unternehmen Einzug halten. Jeder sechste Betrieb (17 %) plant den Einsatz solcher Anwendungen. Weitere 23 % haben keine konkreten Planungen, können sich die Nutzung aber vorstellen. Demgegenüber stehen 29 % der Firmen, die einen solchen KI-Einsatz für sich ausschließen. Jeder Vierte (25 %) hat sich mit der Frage noch nicht befasst. Offiziell im Einsatz sind laut der BITKOM-Umfrage die ChatGPT-Anwendungen allerdings bisher in noch keinem einzigen Unternehmen.
Was muss ein Unternehmen über ChatGPT wissen?
Die plotzliche Popularität lässt den Chatbot wie eine brandneue Technologie erscheinen. Doch obwohl das benutzerfreundliche Tool in der Tat recht neu ist, gibt es die zugrunde liegende Technologie schon länger.
OpenAI wurde im Jahr 2015 gegründet und veröffentlichte sein Sprachmodell GPT-1 2018. GPT-2 kam im Februar 2019 auf den Markt. GPT-3 folgte im Juni 2020 und wurde im September des Jahres von Microsoft lizenziert.
Leistung: Balanceakt zwischen Mensch und Maschine
Um den hohen Kundenanforderungen im Sachen Service gerecht zu werden, kommen immer wieder Automatisierungslösungen zum Einsatz. Erfahren Sie im FCEE-Blog, warum der menschliche Kundensupport dennoch wichtig bleibt und worauf es dabei wirklich ankommt.
Das ChatGPT-Tool selbst wurde im November 2022 zusammen mit GPT-3.5 eingeführt. Der aktuelle Nachfolger GPT-4 erscheint schließlich im März 2023 an den Start.
Was ChatGPT von anderen aufkommenden KI-Tools unterscheidet, ist die Verwendung von „Reinforcement Learning from Human Feedback“ (RLHF). Das ermöglicht es dem Tool, mit den Nutzerinnen und Nutzern wie in einer echten Konversation zu interagieren und daraus fortwahrend zu lernen.
Folgefragen beantworten, Fehler eingestehen und aus ihnen neue Erkenntnisse gewinnen? Fur ChatGPT kein Problem. Falsche Annahmen in Frage stellen, unangemessene Anfragen zurückweisen und sogar hilfreiche, angemessene Anfrageoptionen anbieten? Alles ist mit der KI möglich.
ChatGPT-Konkurrenz aus Heidelberg
Aber ChatGPT ist nicht konkurrenzlos. Unter anderem haben die Konzerne Meta und Amazon konkurrenzfähige ebenfalls generative KI-Angebote am Start. Anthropic, ein Startup aus San Francisco, hat Hunderte von Millionen Dollar von Google erhalten und kurzzeitig weitere 300 Millionen Dollar in seinen KI-Chatbot Claude investiert.
Auch in Deutschland arbeitet rund ein Dutzend Startups an vielversprechenden generativen KI-Modellen, die aus bestehenden Daten neue Bilder, Texte oder Audioaufnahmen erzeugen können. Ganz vorn mit dabei ist die junge Firma Aleph Alpha aus Heidelberg, die mit ihrer Software Luminous den weltweiten Markt aufrollen will. Berichten zufolge wird auch SAP in der nächsten Finanzierungsrunde mit 100 Millionen Euro bei dem KI-Unternehmen einsteigen, das bereits mit verschiedenen SAP-Partnern wie adesso oder msg Kooperationen eingegangen ist und in diesem Rahmen konkrete Projekte umsetzt.
Wahrend ChatGPT sich an die breite Masse von Anwenderinnen und Anwendern konzentriert, konzentriert sich Luminous ausschließlich auf den Einsatz in Firmen, Organisationen und Behorden. So erfolgt eine erste praktische Anwendung bereits auf der städtischen Website www.heidelberg.de. Dort unterstützt seit einiger Zeit das Assistenzsystem Lumi mit „KI made in Europe“ per Chatfenster die Burgerinnen und Burger beispielsweise bei Behordengängen und weiß, wie man seinen Wohnsitz ummeldet oder wann die Papiertonne abgeholt wird. Zu diesem Zweck greift die KI auf offenkundig verfugbare Informationen der Neckarstadt zurück, um jedem Betroffenen eine möglichst maßgeschneiderte Antwort geben zu können.
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SAP beschäftigt sich aber auch sonst intensiv mit den neuen Möglichkeiten von generativem KI, wie etwa der ChatGPT-Integration in SAP S/4HANA oder der Nutzung großer Sprachmodelle auf der SAP Emarsys-Plattform, um Marketingverantwortlichen das Leben zu erleichtern.
„ Wir arbeiten an einigen spannenden Anwendungsfallen für große Sprachmodelle “, sagte Feiyu Xu, die bei SAP die KI-Entwicklung leitet, kurzlich dem Handelsblatt. Es sei allerdings noch viel Arbeit zu tun, um „ hochqualitative Produkte anbieten zu können “. Fehler, wie die Technologie sie teilweise heute noch machen, gelte es dabei künftig zu vermeiden. In einigen Monaten konnten jedoch solche KI-Lösungen in ersten kommerziellen Software-Produkten zum Einsatz kommen.
Eine immer wieder gehorte Sorge ist die, dass ChatGPT & Co. Marketingfachleute – und vor allem Texterinnen und Texter – arbeitslos machen konnten. Schließlich kann es automatisierte E-Mails, Social-Media-Posts, Broschüren, Artikel oder Pressemitteilungen verfassen, die kaum sprachliche Mängel aufweisen. Sogar das Schreiben kompletter Bücher ist bereits ein Thema.
KI kann immer noch nicht mit Menschen konkurrieren
Aber so gut sie bereit sind, den lernenden KI-Systemen fehlt noch immer die menschliche Note. Sie sind darauf angewiesen, Informationen aus verschiedenen vorhandenen Quellen „zusammenzuschustern“. Das gelingt zwar meist recht gut. Aber die Inhalte, die damit derzeit erzeugt werden können, sind eher banal. Inhalte, die von echten Menschen erstellt wurden, werden in der Regel genau an die jeweilige Zielgruppe angepasst und damit überzeugender.
Außerdem ist die Kunstliche Intelligenz immer nur so gut, wie die Information, auf die sie sich stützt. Wenn die Ausgangsdaten mit grammatikalischen und sachlichen Fehlern behaftet sind, können sich diese auf den damit generierten Text übertragen und ihn unglaubwürdig machen.
ChatGPT bewegt sich auf einem schmalen Grat. Woher kommt die Verwendung offentlich zuganglicher Inhalte? Wo fängt das Plagiat an?
Zudem können rechtliche Probleme entstehen, wenn sich herausstellt, dass die KI-Algorithmen mit den Inhalten anderer trainiert werden. Wer Mitteilungen oder darauf basierende Mitteilungen ohne die Erlaubnis der Autoren verbreitet, kommt schnell in Konflikt mit dem Urheberrecht.
Unaufhaltsamer Siegeszug der KI?
Eine mogliche juristische Problematik wird jedoch dauerhaft die meisten Unternehmen wahrscheinlich nicht davon abhalten, ChatGPT zu nutzen. Die zeitsparenden Recherche- und Schreibfunktionen klingen zu verlockend, um sie nicht in viele Produktivitätstools einzubauen. Microsoft-Berichte haben ChatGPT bereits in Outlook und PowerPoint integriert. Außerdem wurde es in die Suchmaschine Bing und den Edge-Browser des Softwarekonzerns integriert.
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Das Beratungsunternehmen McKinsey hat mittlerweile eine ganze Reihe sinnvoller Use Cases für ChatGPT & Co. vorgestellt. Das Spektrum reicht dabei von Marketing & Vertrieb über das Personalwesen bis zum operativen Betrieb oder dem Service.
Fünf Beispiele für eine mögliche Verwendung von ChatGPT im Unternehmen
- Erstellen von Inhalten für Marketing- und Sales-Aktivitäten, einschließlich Texten, Bildern und Videos, beispielsweise für Social Media Marketing oder technische Dokumentationen für den Verkauf.
- Erstellen von Anleitungen zur Verwendung von branchenspezifischen Produkten wie bestimmten Konsumgütern oder Medikamenten. Qualitatsmanagement für den Außendienst, indem man zum Beispiel auf Risiken hinweist oder Empfehlungen für die Interaktion mit Kundinnen und Kunden abgibt.
- Chatbots zur Verkaufsunterstützung, um die potenzielle Kundschaft beispielsweise technische Details von Produkten zu klären oder die Verkaufsberatung zu verbessern.
- Erstellen von rollen-, unternehmens- oder branchenspezifischen Interviewfragen für Vorstellungsgespräche.
- Bereitstellung von Self-Service-HR-Funktionen, zum Beispiel durch automatisierte FAQ für Mitarbeitende oder durch automatisierte Verhandlungen zu Arbeitsbedingungen.
Die Auswirkungen von ChatGPT auf die Sicherheit
Stellt ChatGPT ein großes Sicherheitsrisiko für Unternehmen dar? Die meisten Menschen sind mittlerweile ziemlich gut darin, Phishing-Versuche zu erkennen. Sendet uns ein Hacker eine E-Mail, die uns dazu verleiten soll, auf einen Link zu klicken, über den er die Kontrolle über unseren PC oder unser Netzwerk erlangen kann, werden wir misstrauisch. Wir wissen, dass wir das Öffnen von E-Mails mit verschwommenen Grafiken, Rechtschreibfehlern und unsinniger Grammatik möglichst vermeiden sollten.
Aber clevere Hacker konnten natürlich ChatGPT nutzen, um ihre Kommunikation zu verbessern und die Phishing-Angriffe erkennbar zu machen. Ebenso konnte die KI ihnen dabei helfen, große Mengen von Phishing-E-Mails mit weniger Aufwand zu versenden. Und in einigen Fällen konnte das Tool die Erstellung von Malware durch Hacker beschleunigen, die es vorziehen, ihr eigenes Programm zu entwickeln, anstatt sie im Dark Web zu kaufen.
Dennoch geraten Sicherheitsexperten wegen ChatGPT nicht in Panik.
Letztendlich stellt der Einsatz von künstlicher Intelligenz für solche Zwecke keine grundlegend neue Herausforderung dar. Sondern er unterstreicht nur erneut die Notwendigkeit für Unternehmen, wirklich solide Sicherheitsmaßnahmen anzuwenden, die Filterung von Nachrichten nach Inhalt zu priorisieren und die Mitarbeitenden über die Arten von Phishing-Nachrichten aufzuklären, die in ihrem Postfach landen.
Auf der anderen Seite konnten Cybersicherheitsexperten ChatGPT auch dazu nutzen, um die Entwicklung von Anti-Hacking-Tools zu beschleunigen. Die Auswirkungen auf die Sicherheit von Unternehmen könnten sich auch in Grenzen halten, wenn gezielte Schutzmaßnahmen mit Hilfe der KI aufgebaut und der Umgang mit dem Tool trainiert werden.
Noch ist die KI nicht fehlerfrei
Unternehmen haben vielleicht das Gefühl, dass sie ChatGPT sofort einfuhren müssen, weil sie nicht hinter ihre Mitbewerber zurückfallen wollen. Aber ist das wirklich notig? Oder macht es keinen Sinn, zu warten, bis die generativen KI-Tools wirklich ausgereift sind?
So bringt KI Ihre Customer Experience voran
Je anspruchsvoller ein Kunde, desto schwerer lässt er sich begeistern. Eine Binsenweisheit, die trotzdem viele Unternehmen unter den Fingern brennt. Kunstliche Intelligenz hilft, Kundenbedürfnisse passgenau und schnell zu befriedigen, ohne dass menschliche Aspekte dabei auf der Strecke bleiben.
Die Antwort auf diese Frage muss jedes Unternehmen selbst für sich finden. Auch die mit Spannung erwartete Ankündigung der neuesten Version GPT-4 hat den KI-Chatbot aus Kalifornien nicht in neue Hohen katapultiert. Als problematisch erweist sich zum Beispiel, dass nicht immer alle von dem KI-Roboter behauptete „Fakten“ einer Prüfung auf Wahrheit standhalten. Wie andere Bots auch erfindet er gerne Dinge und klingt dabei recht überzeugend.
ChatGPT für Unternehmen: Die Quintessenz
Die Vision für KI-basierte Chatbots ist, dass ihre Kommunikation eines Tages nicht mehr von der eines Menschen zu unterscheiden sein wird. Aber noch sind wir nicht so weit und wir werden es wohl auch noch eine Weile nicht sein. Daher ist mein Ratschlag, die Entwicklung gut zu beobachten und zu experimentieren. Aber die Erwartungen sollten nicht zu hoch sein, denn es wird womöglich noch einige Zeit dauern, bis das volle Potenzial der generativen KI ausgeschöpft werden kann.